Die Coronapandemie hat uns dieses Jahr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir waren gezwungen alle bisherigen Konzerte im Jahr 2020 abzusagen. Ein herber Schlag für unseren Verein und alle Musiker. So sorgt die aktuelle Lage auf der einen Seite dafür, dass liebgewonnene Traditionen dieses Jahr nicht fortgeführt werden können, auf der anderen Seite ermöglicht sie allerdings auch neue Formate. Eigentlich findet seit vielen Jahren am heutigen Tag unser Kirchenkonzert in der Blaubeurer Stadtkirche statt – eigentlich. Leider kann dies dieses Jahr nicht in der bisher bewährten Form stattfinden.
Uns ist es daher ein großes Anliegen, dass all diejenigen, die eigentlich gerne zu unserem Konzert gekommen wären, auf ein bisschen Musik und Kultur nicht verzichten müssen. Wir freuen uns sehr, dass wir Ihnen dieses Onlinekonzert kostenlos und in dieser Form anbieten können und bedanken uns bei allen, die es ermöglichen. Falls Sie uns in dieser schweren Zeit etwas unterstützen möchten, dann folgen Sie einfach dem nachstehenden Spendenbutton. Wir bedanken uns bereits jetzt ganz herzlich für Ihre Spende.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Zeit und viel Freude an diesem Konzert.


Zum Konzert
Guardians of Peace | James L. Hosay
Der amerikanische Komponist James L. Hosay widmete das Stück der Atlantik-Flotte der USA. Von ihrem Heimathafen in Norfolk, Virginia sind die Soldaten bereit und in der Lage, sehr schnell an jedem Ort der Welt zu sein, um für Frieden und Stabilität zu sorgen. Hosay schrieb dieses Werk, um seine Anerkennung für diese Menschen auszudrücken, die viele Opfer und lange Trennungen von ihren Lieben in Kauf nehmen, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Den amerikanischen Nationalstolz, aber auch den Stolz der Amerikaner auf ihr Heer ist dabei deutlich herauszuhören.
Libertadores – Oscar Navarro
Teil 1 . der Amazonas
Verschiedenste solistische Instrumente imitieren Flussgeräusche, Tiere der Wildnis, prasselnden Regen, folkloristische Trommelrhythmen und Gesänge der Urwaldbewohner. Die bildhafte Gestaltung des Flusses wird zu einem beeindruckenden Klangerlebnis, dennoch überwiegt hier ganz klar der Rhythmus. Trommeln, klatschen, singen, Body Percussion, gedämpfte und gestopfte Instrumente, eigens für das Stück gebaute Schlaginstrumente, Toneffekte in sehr unterschiedlichen Tonlagen, besondere Spieltechniken und Stilelemente aus dem Jazz gehören hier zur Interpretation.
Man spürt, dass der Komponist sich auch im Genre der Filmmusik genauestens auskennt – Spannung und Effekte wechseln sich regelmäßig ab. Oskar Navarro zieht alle Register, die er in Hollywood bei den ganz großen Filmkomponisten gelernt hat. Selber steht er, trotz seines jungen Alters, vor den großen Studio Orchestern am Dirigierpult und hat die Musik zu Filmen wie Terminator, Batman, King Kong, Indiana Jones und vielen weiteren produziert.
Er versteht es, eine moderne und zeitgenössische Komposition mit traditionellem sowie volkstümlichem Handwerk in einen sehr wirkungsvollen Einklang zu bringen.
Teil 2 . die beiden Freiheitskämpfer
Im zweiten Teil von „Libertadores“ bedient sich Oscar Navarro den Möglichkeiten eines Militärorchesters. Mit Marschtrommeln und sehr hohen Blechblasinstrumenten bringt er die typischen Stilelemente für große monumentale Fanfaren ins Spiel. Stolze und erhabene Klänge sollen zeigen, dass für Freiheit und Unabhängigkeit hart gekämpft wird und am Ende der Sieg gefeiert wird. Kraftvolle und stolze Klänge werden mit hochgestellter Stürze der Blechblasinstrumente wiedergegeben.
Taumelartig bewegt sich das Orchester zu immer weiteren Höhepunkten und lässt Kraft und Dynamik nicht mehr enden. In den letzten drei Minuten können die Musiker diesem anstrengenden und technisch anspruchsvollen Spiel kaum mehr standhalten, bis das Stück in abrupter Art und Weise mit harten Trommelschlägen beendet wird.
9. Symphonie „Aus der neuen Welt“ – Largo | Antonin Dvorak, Arr: Kappey
Drei Jahre lebte Antonin Dvorak in Amerika, um dort als Direktor eines Musikkonservatoriums zu arbeiten. Diese Zeit inspirierte ihn zu seiner Symphonie „Aus der neuen Welt“ – seine heute wohl bekannteste Komposition. Sie hören das Largo, den zweiten Satz aus der Symphonie. Es ist ein bewegender Trauergesang, der durch eine Szene aus Henry Longfellows Gedicht „Das Lied von Hiawatha“ angeregt wurde. Es erzählt vom Leben des Indianers Hiawatha, der im 16. Jahrhundert gelebt hat. Gleichsam vertont das Largo die Totenklage Hiawathas, dessen treue Gefährtin Minnehaha verstorben ist.
The Island of Light | José Alberto Pina
Bei der Tondichtung „The Island of Light“ steht die spanische Baleareninsel Menorca im Mittelpunkt. Das dreisätzige Werk des jungen spanischen Komponisten José Alberto Pina hat alles, was ein Werk für Blasorchester haben muss: Knifflige rhythmische Passagen, einige ungewöhnliche Klangfarben, prächtige Melodien und ein packendes Finale.
Der erste Satz beschreibt eine Legende, die die spanische Höhle Cova d’en Xoroi umgibt. Die Legende besagt, dass einst ein junger Mann mit dem Namen Xoroi nach einem Piratenüberfall auf sein Boot dort zurückgelassen wurde. Er versteckte sich in dieser Höhle und blieb dort. Um zu überleben, stahl er der Bevölkerung Nahrung, was jedoch unbemerkt blieb. Eines Tages verliebte er sich in ein Mädchen – das er schließlich in seine Höhle entführte. Auch sie verliebte sich in den Jungen. Sie bekamen Kinder und bildeten eine kleine Familie, versteckten sich aber immer in der Höhle. Die Diebstähle in den nahen Städten nahmen zu, da nun eine fünfköpfige Familie ernährt werden musste. An einem Wintertag, nachdem der große Schnee gekommen war, ging Xoroi in die Stadt, um Nahrung zu suchen – doch dieses Mal kam er nicht alleine zurück. Die Spuren im Schnee führten auch andere Menschen zur Höhle, die dort die Familie fanden. Als sie in die Enge getrieben wurden, sprangen der junge Mann und sein ältester Sohn von der Klippe, aber die Frau und der Rest ihrer Kinder wurden in die Stadt verlegt.
Beim zweiten Satz Sobre las nubes (Auf den Wolken) soll der Zuhörer die Augen schließen und sich die Insel Menorca vor seinem inneren Auge vorstellen. Was man genau erkennen soll, das gibt der Komponist nicht vor – er gibt dem Zuhörer lediglich seine äußerst emotionale musikalische Vision der Insel.
Das Werk gipfelt im dritten, monumentalen Satz Los Gigantes. Bei den Los Gigantes handelt es sich um Riesen, die, so sagt man, auf Menorca große Steine bearbeitet und sie zu Steintürmen gebaut haben. Diese kolossale und bis zu fünf Meter hohen Steintürme, Talaiots genannt, sollte als eine Art Armee dienen, aber auch als Festung, als Aussichtspunkte und als Symbol der Einheit der Gemeinschaft. Dieser Teil erinnert an „klassische“ Filmmusik – wie wir sie beispielsweise von Hans Zimmers „Fluch der Karibik“ kennen. Allerdings ist dieser dritte Satz noch komplexer, energiegeladener und rhythmischer als es bei Captain Jack Sparrow und seinen Konsorten ist. Mit einem prächtigen Schlussteil, angetrieben von Triolen in den Holzbläsern, endet „The Island of Light“.
Art in the Park – Transfiguration | Robert Sheldon
Robert Sheldon vertont in seinem Werk „Art in the Park“ vier bekannte Kunstwerke, die er mit den unterschiedlichsten Techniken und Stilen beschreibt. Im letzten Satz „Transfiguration“ steht das gleichnamige Gemälde von Raffael Pate. Die Transfiguration ist Raffaels letztes Gemälde, an dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1520 gearbeitet hat. In dem Bild sind in einzigartiger Weise zwei Szenen aus dem Neuen Testament, die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor und die Heilung des mondsüchtigen Knaben, in Beziehung gesetzt. Alleine durch seine Ausmaße von vier auf gut drei Metern bildet das Bild ein beeindruckendes Beispiel der ausgehenden italienischen Renaissance. Napoleon verehrt das Bild so sehr, dass er es 1797 im Laufe seines Italienfeldzugs nach Paris verschleppt, es dort dem Louvre übergibt und sich 1810 zu seiner Hochzeitsprozession mit Marie-Louise davor abbilden lässt. 1815 findet es, durch Wirken des Wiener Kongress, wieder seinen Weg nach Italien und wird dem Vatikan zurückerstattet. Von nun an steht es in den Vatikanischen Museen in Rom. Bis heute gilt es als eines der bekanntesten Bilder der Welt.
Festive Overture | Dmitri Shostakovich, Arr: Donald Hunsberger
Dmitri Shostakovich schreibt seine Festive Overture 1947 zum 30-jährigen Jubiläum der Oktober Revolution in Russland. Leider fand sie dazu kein Gehör. Das Werk wird erst sieben Jahre später, also im Jahr 1954, in Moskau uraufgeführt. Auf der Suche nach einem „ordentlichen“ Eröffnungsstück stößt der damalige Dirigent Vassili Nebolsin auf Shostakovich Ouvertüre und kontaktiert ihn nur einige Tage vor seiner Prämiere. Die Aufführung wird ein voller Erfolg und seitdem ist das Stück nicht mehr aus dem klassischen Repertoire wegzudenken.
Die Ouvertüre beginnt mit einer massiven, fundamentalen Blechbläserfanfare bevor sie abrupt in einen schnellen, melodiösen Teil übergeht. Vorgestellt wird diese zuerst von den feinen Holzbläsern, bevor sie von Streichern, das Stück ist im Original für ein symphonisches Orchester konzipiert, übernommen wird. Plötzlich bricht das Stück ab und der Zuhörer bekommt eine eher lyrische und getragene Melodie von den Hörnern vorgetragen. Dabei bleibt allerdings das schnelle Tempo in den begleitenden Stimmen erhalten. Shostakovich versteht es meisterlich diese beiden Melodien im Anschluss zu verweben, als Melodie und Kontrapunkt, um dadurch mehr und mehr Spannung aufzubauen. Das Stück gipfelt am Ende wieder in der Fanfare. Die Kraft ist dabei beinahe greifbar. Die schiere Größe des russischen Kontinentes ist während des gesamten Werks erfahrbar und er vertont seine Vorstellung der russischen Macht.
Übrigens macht Shostakovich in seiner Originalkomposition keine Tempi-Angaben. Er nennt das Stück nur eine Fünf-Minuten Ouvertüre. Diese Zeitangabe wird allerdings nur selten erreicht. Meistens dauert die Aufführung 90 bis 180 Sekunden länger.